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1.
Die Stadt
Am Anfang war das Laut-Phänomen. Zumindest am Anfang der großen Stadt.
Falls die Stadt einen Charakter hat, den man beschreiben kann, so ist
ihr Charakter, dass sie sich in zahlreichen Varianten ständig selbst erzählt.
Denn die Stadt ist eine ungeheure Ansammlung von Geschichten. Mehr nicht.
Viele dieser Geschichten tauchen nie an der kulturellen Oberfläche der
großen Stadt auf. Sie gehen verloren, werden vergessen - oder gar nicht
erst gehört.
2.
Die Kneipe
Die Bühne des wahren Lebens ist die Öffentlichkeit. Hier werden Geschichten
geboren, erlebt, erzählt, gelesen. Reale städtische Literatur ist ohne
Kneipe nicht denkbar. Der besondere Charme von Lesebühnen, beispielsweise
in Berlin, liegt in der (Wieder-)Entdeckung der Reize des urbanen Alltags.
3.
Die Kultur
Die vielfältigen Kulturen des Alltags - und mit ihr die sagenumwobenen
Salons der 20er und 30er Jahre - mussten einst dem Druck flacher deutscher
Einseitigkeit weichen. Doch wie sieht’s im neuen Jahrtausend aus? Die
Stadtbiotope München und Berlin haben sich einige ihrer charakterlichen
Eigenheiten bewahrt - auch im Erzählen. Diese spezifischen Eigenheiten
möchten wir (er-)hören. Und wie schön ist der Vergleich verschiedener
Geister im Bierdunst... In München gibt‘s keine Subkultur! Meinen zumindest
zahlreiche Nicht-Münchner. Selbst wenn das vielleicht richtig ist - das,
was sonstwo Subkultur speist, existiert auf alle Fälle: im Verborgenen.
Ebenfalls etwas verborgen und kulturell noch völlig unerschlossen, liegt
der von uns gewählte Veranstaltungsort: das Kilombo in Haidhausen. |
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